Was sagen Teenager zum Thema Alleinreisen?

Das Alleinreisen ist ein Abenteuer, das gleichermaßen abschreckend,  wie anziehend ist.

Ich bin Lily. Ich bin 15 Jahre alt und ich weiß, dass wenn man in meinem Alter ist, die Blicke und Meinungen anderer Mitmenschen sehr viel zählen (wahrscheinlich sogar zu viel). Alleine etwas zu unternehmen, sei es alleine reisen, ein Drink im Café trinken oder einfach nur einen Spaziergang in der Straße, wird von anderen Jugendlichen oft nicht gut angesehen. Man muss nämlich immer von anderen umgeben sein, man sollte möglichst viele Freunde haben, soziale Anerkennung ist ein großes Thema, dabei ist alleine sein doch eigentlich ganz normal? Sollte man sich nicht selbst vor allen anderen Menschen lieben? “Selflove” steht in jeder zweiten Instagram-Caption, aber es ist nicht immer so einfach getan wie gesagt. Man braucht viel Selbstvertrauen und Mut, um sich zu trauen, alleine auszugehen. Ich bewundere diejenigen, die das schaffen.

Je älter ich werde, desto mehr verspüre ich den Wunsch, selbstbewusster zu werden und mich von den Meinungen anderer zu lösen. Ich habe den Artikel mit fünf Gründen für Soloreisen gelesen, und seitdem bin ich überzeugt, dass dies am besten durchs Alleinreisen erreicht werden kann.

Die Anzahl von Frauen, die alleine reisen, steigt von Jahr zu Jahr. Viele von ihnen berichten, dass sie so ihr Selbstvertrauen gestärkt, sich befreit und authentische Begegnungen erlebt haben. Ich war neugierig auf die Meinung anderer junger Mädchen zu diesem Thema.

Zunächst habe ich eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, wie viele weibliche Teenager im Alter von 13 bis 17 Jahren an Soloreisen interessiert sind. Von den 47 befragten Mädchen würden 25 gerne einen Versuch wagen, während 22 im Moment nicht sonderlich interessiert sind.

Ich habe dann Zina 15, Camille 14, Clementine 16, Paloma 14 und Lola 14 befragt, um ihre Ansichten zu diesem Thema zu erfahren.

Hier sind ihre Antworten:

Camille: "Ja, ich habe schon ein paar Mal darüber nachgedacht, es muss eine sehr bereichernde Erfahrung sein, es würde mir die Möglichkeit geben, den Fokus auf mich selbst zu richten." 

Wie Camille haben mir auch alle anderen Befragten erzählt, dass sie schon mindestens einmal mit dem Gedanken gespielt haben, alleine zu reisen. Sie glauben, dass es ihnen in Bezug auf ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstfindung viel bringen könnte und dass sie an dieser Erfahrung wachsen könnten.

Zina: "Schon ein bisschen, weil man völlig unabhängig sein muss und auf Hindernisse stoßen kann, von denen man vielleicht denkt, dass man sie alleine nicht überwinden kann." 

Diese Angst kommt vor allem von den Ansichten der anderen, aber wie Zina macht ihnen der Gedanke, nur auf sich selbst angewiesen zu sein, auch Angst. Ich kann sie gut verstehen, aber wir alle sind in der Lage, diese Ängste zu überwinden und diese tolle Erfahrung zu machen.

Clémentine:"Es reicht noch nicht. Frauen sind den Männern immer noch nicht komplett gleichgestellt".

Sie alle stellen fest, dass seit der Zeit unserer Großeltern und sogar unserer Eltern zwar große Fortschritte gemacht wurden, aber die Gewalt gegen Frauen weltweit immer noch ein sehr präsentes Problem ist. Wir müssen weiter Fortschritte machen und zusammenhalten, um sicherzustellen, dass überall auf der Welt Gleichberechtigung herrscht..

Paloma: "Ja, aber dafür müssen wir die ganze Mentalität ändern, was schwierig sein kann." 

Wir sind uns alle einig, dass noch viel zu tun ist, sowohl in Frankreich als auch überall auf der Welt. Sie erwähnten insbesondere die Lohngleichheit, aber auch bestimmte Denkmuster und Mentalitäten, die die Frau nicht als gleichwertig mit dem Mann betrachten, sowie die ständige Sexualisierung der Frau in der Gesellschaft.

Fühlst du dich sicher, wenn du alleine auf der Straße oder in Verkehrsmitteln unterwegs bist?

Lola: "Ich fühle mich eigentlich sicher, aber ab 18 Uhr, wenn es dunkel wird, habe ich ein bisschen Angst. Ich denke, wir alle haben diese Angst schon einmal gespürt". 

Aufgrund unseres Alters und unserer Vorstellung, dass Alleinsein nicht gut ankommt, haben wir alle große Schwierigkeiten, auch nur alleine auf die Straße zu gehen. Vor allem ab einer bestimmten Uhrzeit fühlt man sich dort nicht unbedingt sicher. Diese Angst ist auch in öffentlichen Verkehrsmitteln vorhanden, wenn nicht sogar noch verstärkt.

Zina: "Ja, natürlich würde ich mich dann sicherer fühlen, ich würde mich weniger alleine, aber immer noch unabhängig fühlen. Ich denke, eine fürsorgliche Frau an unserer Seite zu haben, gibt uns ein besseres Gefühl."

Einen sicheren Ort zum Übernachten zu haben, ist für junge Mädchen wie uns sehr beruhigend. Es ist auch eine Möglichkeit, von den Erfahrungen und dem Wissen dieser Menschen zu lernen. Ich denke, wir können viel von diesen solidarischen Frauen lernen und uns sogar von dem inspirieren lassen, was sie tun.

Dank dieser fünf Mädchen und der Umfrage habe ich Antworten auf meine Fragen erhalten. Viele junge Mädchen würden gerne alleine reisen, um sich selbst zu finden und sich neu zu entdecken, auch wenn einige sich aufgrund ihres jungen Alters und aus Angst vor den Blicken anderer im Moment nicht trauen würden. Ich kann diese Ängste sehr gut verstehen. Ich habe selbst ein wenig Angst davor, auf sich gestellt zu sein, aber ich glaube, dass ich mich dadurch weiterentwickele, neue Orte erkunden und schöne Begegnungen machen könnte, wie es bei Sylvie der Fall war, die uns vom Beginn eines anderen Lebens, von Reisen und Begegnungen berichtet.

Jedes Land und jede Kultur sind interessant, aber ich würde besonders gerne Amerika und Westasien entdecken und nach Italien zurückkehren. Empowerment durch Soloreisen klingt nach einer tollen Erfahrung und ich hoffe, dass immer mehr Frauen den Sprung wagen und sich auf diese Erfahrung einlassen, darunter auch ich. Ich habe übrigens schon angefangen, mich zu informieren und habe 8 Tipps für schüchterne Alleinreisende entdeckt. Auf jeden Fall habe ich meine Eltern bereits informiert. Wenn ich 18 Jahre alt bin, schnappe ich mir einen Rucksack und ziehe alleine los, um die Welt zu entdecken.

 
Übersetzt aus dem Französischen von Anna-Sophia Luh